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Steht der Wald in Brandenburg vor dem Kollaps?

Trockenheit im Wald, Abgestorbene Kiefern
Trockenheit im Wald, Abgestorbene Kiefern

Der Wald in Brandenburg steht aktuell nicht vor einem Kollaps, ist aber stark geschwächt. Es muss deshalb schneller eine höhere Baumartenvielfalt sowie ein Strukturreichtum und damit eine buntere Baumartenmischung in den Wäldern Brandenburgs entwickelt werden. Durch sie kann das Risiko für unsere Wälder gesenkt werden. 

Nach den heißen und trockenen Sommern ist die Situation unserer Wälder in Deutschland besorgniserregend. Die darüber geführten Diskussionen werden auch von Extrempositionen bestimmt, die ein Konsens der verschiedenen Akteure im Wald erschweren. Mit dem Positionspapier "Anpassung der Wälder an den Klimawandel" strebt der Deutsche Verband Forstlicher Forschungsanstalten eine Versachlichung der Diskussion an.

Fragen und Antworten zum Klimawandel

  • Wie stellt sich der bisherige Witterungsverlauf in Brandenburg in diesem Jahr dar?

    Das Jahr 2020 folgt im bisherigen Witterungsverlauf den beiden Extremjahren 2018 und 2019. Ein Winter hat praktisch nicht stattgefunden und es gab nur ganz wenige Nachtfröste und keinen Frosttag (Temperaturen ganztägig unter Null). Es hat nicht geschneit. Der Februar war jedoch von den Niederschlägen (Regen) über dem langjährigen Durchschnitt und auch in der ersten Märzhälfte fiel noch ausreichend Regen. Damit konnte das Defizit der vergangenen zwei Jahre jedoch nicht ausgeglichen werden. Danach setzte eine sechswöchige Trockenperiode ein, in der kein Niederschlag gemessen wurde. Damit starten wir in die Vegetationsperiode mit einer noch extremeren Situation als in den vergangenen Jahren.

    Das Jahr 2020 folgt im bisherigen Witterungsverlauf den beiden Extremjahren 2018 und 2019. Ein Winter hat praktisch nicht stattgefunden und es gab nur ganz wenige Nachtfröste und keinen Frosttag (Temperaturen ganztägig unter Null). Es hat nicht geschneit. Der Februar war jedoch von den Niederschlägen (Regen) über dem langjährigen Durchschnitt und auch in der ersten Märzhälfte fiel noch ausreichend Regen. Damit konnte das Defizit der vergangenen zwei Jahre jedoch nicht ausgeglichen werden. Danach setzte eine sechswöchige Trockenperiode ein, in der kein Niederschlag gemessen wurde. Damit starten wir in die Vegetationsperiode mit einer noch extremeren Situation als in den vergangenen Jahren.

  • Können wir von einem Klimawandel ausgehen?

    Ja, das lässt sich ohne Zweifel feststellen. Dieses kann nicht am Witterungsverlauf von ein oder mehreren Extremjahren fest gemacht werden, sondern nur am langjährigen Trend. Besonders was den Temperaturanstieg angeht, so geht es seit etwa dreißig Jahren nach oben. Dies belegen auch die Messungen auf den sogenannten LEVEL-II-Flächen im Rahmen der forstlichen Umweltbeobachtung in Brandenburg. So beispielsweise an der Station Kienhorst in der Schorfheide.

    Hier hat sich die mittlere Jahrestemperatur von 1980 bis 2019 um 0,6 Grad erhöht. Nach einem starken Anstieg zu Beginn der 1990-er Jahre ist seit zirka 2013 eine neue Steigerungsstufe zu verzeichnen.

    Besonders typisch für die letzten Jahre sind sogenannte Omegawetterlagen über Mitteleuropa, die stabile Hochdruckwetterlagen bedingen und ausgiebig heiße Luft von Afrika zu uns transportieren. Atlantische Tiefdruckgebiete prallen daran ab. Dieses wird durch eine Verlangsamung des Jetstreams bedingt. Der Jetstream ist ein Band, welches wellenförmig in hohen atmosphärischen Schichten die Erde umspannt. Hier werden die kalten Luftmassen aus den polaren Regionen von den heißen aus der Äquatorregion getrennt. Umso größer die Unterschiede sind, um so schneller rotiert dieses Band um die Erde. Da sich in den letzten Jahren besonders die Polargebiete erwärmen, nehmen die Temperaturunterschiede immer mehr ab und der Jetstream verliert an Fahrt und bleibt stehen. Ein Beispiel zeigt die Omegawetterlage Ende Juni 2019 über Mitteleuropa in einer Satellitenauswertung der NASA. Eine ähnliche Wetterlage hatten wir wieder im April 2020. 

    Heißt Klimawandel gleich Waldwandel?
    Der Klimawandel wird mittelfristig auch die Wälder in Brandenburg verändern. Besonders die durch Hitze und Dürre (in diesem Jahr besonders die Buchen) geschwächten Bäume können in Folge der Witterung absterben und damit entstehen Bestandeslücken, die durch andere Baumarten ausgefüllt werden können. Das können die wahrscheinlich klimaresistenteren Baumarten wie Linde, Ahorn und Hainbuche sein. Auch durch Anbau dieser und anderen wärmeliebenden Baumarten kann sich der Wald wandeln.

    Ja, das lässt sich ohne Zweifel feststellen. Dieses kann nicht am Witterungsverlauf von ein oder mehreren Extremjahren fest gemacht werden, sondern nur am langjährigen Trend. Besonders was den Temperaturanstieg angeht, so geht es seit etwa dreißig Jahren nach oben. Dies belegen auch die Messungen auf den sogenannten LEVEL-II-Flächen im Rahmen der forstlichen Umweltbeobachtung in Brandenburg. So beispielsweise an der Station Kienhorst in der Schorfheide.

    Hier hat sich die mittlere Jahrestemperatur von 1980 bis 2019 um 0,6 Grad erhöht. Nach einem starken Anstieg zu Beginn der 1990-er Jahre ist seit zirka 2013 eine neue Steigerungsstufe zu verzeichnen.

    Besonders typisch für die letzten Jahre sind sogenannte Omegawetterlagen über Mitteleuropa, die stabile Hochdruckwetterlagen bedingen und ausgiebig heiße Luft von Afrika zu uns transportieren. Atlantische Tiefdruckgebiete prallen daran ab. Dieses wird durch eine Verlangsamung des Jetstreams bedingt. Der Jetstream ist ein Band, welches wellenförmig in hohen atmosphärischen Schichten die Erde umspannt. Hier werden die kalten Luftmassen aus den polaren Regionen von den heißen aus der Äquatorregion getrennt. Umso größer die Unterschiede sind, um so schneller rotiert dieses Band um die Erde. Da sich in den letzten Jahren besonders die Polargebiete erwärmen, nehmen die Temperaturunterschiede immer mehr ab und der Jetstream verliert an Fahrt und bleibt stehen. Ein Beispiel zeigt die Omegawetterlage Ende Juni 2019 über Mitteleuropa in einer Satellitenauswertung der NASA. Eine ähnliche Wetterlage hatten wir wieder im April 2020. 

    Heißt Klimawandel gleich Waldwandel?
    Der Klimawandel wird mittelfristig auch die Wälder in Brandenburg verändern. Besonders die durch Hitze und Dürre (in diesem Jahr besonders die Buchen) geschwächten Bäume können in Folge der Witterung absterben und damit entstehen Bestandeslücken, die durch andere Baumarten ausgefüllt werden können. Das können die wahrscheinlich klimaresistenteren Baumarten wie Linde, Ahorn und Hainbuche sein. Auch durch Anbau dieser und anderen wärmeliebenden Baumarten kann sich der Wald wandeln.

  • Welche Auswirkungen hat das auf die Wälder in Brandenburg?

    Der Klimawandel wirkt sich in vielfacher Hinsicht auf die Wälder in Brandenburg aus. Dabei ist natürlich das fehlende pflanzenverfügbare Wasser durch die ausbleibenden Niederschläge zu nennen. Durch die hohe Sonneneinstrahlung wird die Verdunstung und damit die Austrocknung der Böden noch verschärft. Besonders die sehr lichtdurchlässigen Kiefernwälder in Brandenburg sind davon betroffen. Ist ein Unterstand aus Laubbaum- oder Straucharten vorhanden, so wird dieser Effekt gemildert. Außerdem hat die starke Erhitzung des Oberbodens eine negative Auswirkung auf die Bodenlebewesen, die zum Humusaufbau beitragen. Sie verziehen sich in tiefere Bodenschichten oder sterben ab.

    Weiterhin wird durch die hohe Sonneneinstrahlung die Photosynthese der Bäume stark noch oben gefahren. In der Wechselwirkung mit dem fehlenden Wasser führt das zu extremen Stresssituationen. 

    Welche Baumarten sind besonders betroffen?
    Die Kiefer, welche ja eigentlich eine boreale Baumart ist und damit kühlere Sommer und harte Winter besser verträgt, hat die Witterungsextreme der letzten Jahre noch relativ gut überstanden, obwohl auch hier schon ein Nadelverlust zu verzeichnen ist und der hohe Schädlingsbefall auf eine Schwächung hindeutet. Die Eichen sind weiterhin die Sorgenkinder in unseren Wäldern. Neu sind aber die deutlichen Schäden an den Rotbuchen. Während sie das Jahr 2018 noch relativ gut überstanden haben, ist nun im Spätsommer 2019 ein Einrollen, starke Braunfärbung und ein Abwerfen  der Blätter zu beobachten. Dies ist eine Abwehrreaktion gegen die extreme Witterung. Der Baum stellt zu seinem Lebenserhalt seine Stoffwechselfunktionen weitgehend ein.

    Kann man Klimastress bei Waldbäumen nachweisen?
    Ja, das ist seit einigen Jahren möglich. Dabei werden Blatt- oder Nadelproben genommen und dann die verschiedenen enthaltenen Aminosäuren analysiert. Man spricht dabei von sogenannten Biomarkern. Bei diesen Säuren gibt es einige, die Stress anzeigen, wie zum Beispiel die Prolinsäure. Diese schießt bei dürre- und hitzegeschädigten Bäumen stark nach oben. Zu vergleichen ist das mit der Analyse des Blutes beim Menschen.

    Der Klimawandel wirkt sich in vielfacher Hinsicht auf die Wälder in Brandenburg aus. Dabei ist natürlich das fehlende pflanzenverfügbare Wasser durch die ausbleibenden Niederschläge zu nennen. Durch die hohe Sonneneinstrahlung wird die Verdunstung und damit die Austrocknung der Böden noch verschärft. Besonders die sehr lichtdurchlässigen Kiefernwälder in Brandenburg sind davon betroffen. Ist ein Unterstand aus Laubbaum- oder Straucharten vorhanden, so wird dieser Effekt gemildert. Außerdem hat die starke Erhitzung des Oberbodens eine negative Auswirkung auf die Bodenlebewesen, die zum Humusaufbau beitragen. Sie verziehen sich in tiefere Bodenschichten oder sterben ab.

    Weiterhin wird durch die hohe Sonneneinstrahlung die Photosynthese der Bäume stark noch oben gefahren. In der Wechselwirkung mit dem fehlenden Wasser führt das zu extremen Stresssituationen. 

    Welche Baumarten sind besonders betroffen?
    Die Kiefer, welche ja eigentlich eine boreale Baumart ist und damit kühlere Sommer und harte Winter besser verträgt, hat die Witterungsextreme der letzten Jahre noch relativ gut überstanden, obwohl auch hier schon ein Nadelverlust zu verzeichnen ist und der hohe Schädlingsbefall auf eine Schwächung hindeutet. Die Eichen sind weiterhin die Sorgenkinder in unseren Wäldern. Neu sind aber die deutlichen Schäden an den Rotbuchen. Während sie das Jahr 2018 noch relativ gut überstanden haben, ist nun im Spätsommer 2019 ein Einrollen, starke Braunfärbung und ein Abwerfen  der Blätter zu beobachten. Dies ist eine Abwehrreaktion gegen die extreme Witterung. Der Baum stellt zu seinem Lebenserhalt seine Stoffwechselfunktionen weitgehend ein.

    Kann man Klimastress bei Waldbäumen nachweisen?
    Ja, das ist seit einigen Jahren möglich. Dabei werden Blatt- oder Nadelproben genommen und dann die verschiedenen enthaltenen Aminosäuren analysiert. Man spricht dabei von sogenannten Biomarkern. Bei diesen Säuren gibt es einige, die Stress anzeigen, wie zum Beispiel die Prolinsäure. Diese schießt bei dürre- und hitzegeschädigten Bäumen stark nach oben. Zu vergleichen ist das mit der Analyse des Blutes beim Menschen.

  • Welche Schädlinge befallen unsere Wälder und auf welchen Flächen?

    Insgesamt hat in Folge der Witterung der letzten Jahre der Schädlingsbefall in den Wäldern zugenommen. Dabei spielt die verringerte Fähigkeit der Bäume Schaderreger abzuwehren - z. B. als Folge von Trockenstress - eine große Rolle. Bedingt durch die Herbststürme 2017, Hagelschlag, Waldbrände und Fraßschäden nadelfressender Raupen ist außerdem das Angebot an Brutmaterial für holz- und rindenbrütende Käfer sehr hoch. Schäden durch Buchdruckerbefall sind auch in Brandenburg so umfangreich wie seit 25 Jahren nicht. Dazu kommen Kupferstecher, Lärchenborkenkäfer und zahlreiche Kieferborkenkäfer. Unverändert hoch bleibt die Gefährdung durch die nadelfressenden Insekten der Kiefer wie Nonne, Kiefernspinner, Kiefernbuschhornblattwespen und Forleule. Das betrifft vor allem die bekannten Schadgebiete in Südbrandenburg. Als Folge der Klimaveränderungen zeigt sich für einige wärmeliebende Insekten bereits eine Zunahme der Häufigkeit von Massenvermehrungen. Dazu kommt eine erhöhte Gefahr der Einschleppung von Schadorganismen.

    Das Risiko für Wälder steigt dementsprechend und gleichzeitig wird eine Prognose des Auftretens von Schaderregern und deren Folgen immer schwieriger, auch weil Witterungsextreme ein Waldökosystem sehr komplex beeinflussen.

    Insgesamt hat in Folge der Witterung der letzten Jahre der Schädlingsbefall in den Wäldern zugenommen. Dabei spielt die verringerte Fähigkeit der Bäume Schaderreger abzuwehren - z. B. als Folge von Trockenstress - eine große Rolle. Bedingt durch die Herbststürme 2017, Hagelschlag, Waldbrände und Fraßschäden nadelfressender Raupen ist außerdem das Angebot an Brutmaterial für holz- und rindenbrütende Käfer sehr hoch. Schäden durch Buchdruckerbefall sind auch in Brandenburg so umfangreich wie seit 25 Jahren nicht. Dazu kommen Kupferstecher, Lärchenborkenkäfer und zahlreiche Kieferborkenkäfer. Unverändert hoch bleibt die Gefährdung durch die nadelfressenden Insekten der Kiefer wie Nonne, Kiefernspinner, Kiefernbuschhornblattwespen und Forleule. Das betrifft vor allem die bekannten Schadgebiete in Südbrandenburg. Als Folge der Klimaveränderungen zeigt sich für einige wärmeliebende Insekten bereits eine Zunahme der Häufigkeit von Massenvermehrungen. Dazu kommt eine erhöhte Gefahr der Einschleppung von Schadorganismen.

    Das Risiko für Wälder steigt dementsprechend und gleichzeitig wird eine Prognose des Auftretens von Schaderregern und deren Folgen immer schwieriger, auch weil Witterungsextreme ein Waldökosystem sehr komplex beeinflussen.

  • Warum haben wir in Brandenburg so viele Waldbrände?

    Bedingt durch den hohen Anteil an Kiefern (zirka 70%), welche zumeist in Reinbeständen stehen, kommt es zu einer hohen Waldbrandgefahr. Kiefern sind auf Grund ihres hohen Harzgehalts leicht entflammbar. Weiterhin trocknen die Oberböden sehr schnell aus, was durch die hohe Sonneneinstrahlung und die Sandböden bedingt ist. Sandböden haben eine geringe Wasserhaltefähigkeit.

    Wieviel Hektar Wald sind 2018 und 2019 abgebrannt?
    Das Jahr 2018 war das mit den meisten Waldbränden seit 1990. Das betrifft die Anzahl der Brände sowie die Größe der Flächen, die davon befallen waren. Die Bekämpfung dieser Brände vom Boden aus ist oft sehr schwierig, da es sich im Süden Brandenburgs, wo die meisten Brände auftreten, oft um munitionsbelastete Flächen handelt. Hier kann die Feuerwehr nur aus einem Sicherheitsabstand heraus in der Brandbekämpfung agieren und fordert deshalb auf nicht betretbaren Waldflächen Luftunterstützung an. Bemerkenswert ist die lange Brandsaison – die letzten Bränden waren noch im November. Auch das Jahr 2019 lag nicht wesentlich darunter. So kam es alleine im Juni auf 1.050 Hektar zu Waldbränden.

    Bedingt durch den hohen Anteil an Kiefern (zirka 70%), welche zumeist in Reinbeständen stehen, kommt es zu einer hohen Waldbrandgefahr. Kiefern sind auf Grund ihres hohen Harzgehalts leicht entflammbar. Weiterhin trocknen die Oberböden sehr schnell aus, was durch die hohe Sonneneinstrahlung und die Sandböden bedingt ist. Sandböden haben eine geringe Wasserhaltefähigkeit.

    Wieviel Hektar Wald sind 2018 und 2019 abgebrannt?
    Das Jahr 2018 war das mit den meisten Waldbränden seit 1990. Das betrifft die Anzahl der Brände sowie die Größe der Flächen, die davon befallen waren. Die Bekämpfung dieser Brände vom Boden aus ist oft sehr schwierig, da es sich im Süden Brandenburgs, wo die meisten Brände auftreten, oft um munitionsbelastete Flächen handelt. Hier kann die Feuerwehr nur aus einem Sicherheitsabstand heraus in der Brandbekämpfung agieren und fordert deshalb auf nicht betretbaren Waldflächen Luftunterstützung an. Bemerkenswert ist die lange Brandsaison – die letzten Bränden waren noch im November. Auch das Jahr 2019 lag nicht wesentlich darunter. So kam es alleine im Juni auf 1.050 Hektar zu Waldbränden.

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